Selbst und andere Zwischenfälle Der in München lebende Künstler Christian Jasper wird die Räume des Dortmunder Kunstvereins durch lebensgroße Figuren in eine grotesk-absurde Szenerie transformieren. Den Hauptraum wird eine Pinocchio ähnliche Gestalt, kopfüber von der Decke hängend, beherrschen. Die 4 m lange Nase wird bis zur Schaufensterfront vorstoßen und - diese nahezu berührend - die Trennung von Innen- und Außenraum imaginär durchbrechen. Die aus Vaseline aufmodellierten, konzentrischen Kreise, die an Wasserringe erinnern, sind dabei Indiz für diese zeitliche Abfolge. Die Gesetze der Schwerkraft scheinen aufgehoben, die dem Menschen gesetzten Grenzen außer Kraft gesetzt zu sein, um gleichzeitig schmerzhaft bewusst zu werden. Überzeugt die Arbeit dank ihres illusionistischen Gehalts, verführt sie den Betrachter, ihr Glauben zu schenken und ihrer „Lügengeschichte“ bereitwillig weitere 400 cm (Länge der Nase) bis zur Glasfront zu folgen, wo sie eine weitere autopoetische Eskapade auftischt und kurzerhand durch die kreisförmigen Ringe die Glasfront zur Wasseroberfläche umdichtet. Die Nase des Narcissus klingt an, ebenso erscheinen sexuelle Konnotationen. Gleichzeitig handelt es sich um eine Art Selbstbildnis des Künstlers, der damit seine künstlerische Arbeit zwischen Schein und Wirklichkeit, Lüge und Authentizität verortet. Als handele es sich um eine filmische Erzählung, begegnet uns das Ebenbild des Künstlers noch zwei Mal in der Ausstellung: Zum einen in einer Körpersilhouette, die den imaginären Sprung durch die Fensterfront des Kunstvereins vor Augen führt, des Weiteren in einer Hohlform, die einer Ausstellungswand eingeschnitten wird. Maskenhaft scheint das Gesicht mit der Wand verschmolzen zu sein bzw. sich chimärenhaft aus dieser zu erheben. |