Christian Jasper

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mw


Die kleinformatige Bodenskulptur „mw“ ist dem Titel gemäß aus den Buchstaben m und w, in einer geschwungenen „Schreibweise“ gestaltet. Die dreidimensionale Form ist meiner eigenen Handschrift nachempfunden. Die Buchstaben bilden eine zusammenhängende Form. Das kleine m beginnt mit einem zackigen, aufsteigenden Haken und mündet über die beiden Bogenformen ins w, wo es in einem rechten Winkel in die Mitte der beiden Schwünge des kleinen w´s stößt. Die fließenden, schwungvollen Bögen des w´s sind durch einen abschließenden, kurzen Schweif betont. Beide Formen ergänzen sich positiv in der räumlichen Anordnung. Sie gibt dem Formgebilde einen stabilen Stand auf einem ebenen Untergrund. Die dunkelblaue Fassung, eine in zahlreichen Schichten aufgetragene, königsblaue Lasur, lässt die Oberfläche in einem irisierenden Glanz erscheinen.

Was mich an dieser Form interessiert, ist die Persistenz mit der eine, ins Dreidimensionale transformierte Buchstabenanordnung unsere Wahrnehmung besetzt. Es scheint kaum möglich die Form ohne schriftsprachliche Benennung zu betrachten oder nicht zu erfassen. Obwohl wir um das Objekt gehen können, um die Form in deren Gestalt zu erfahren, bleibt doch die Schriftform penetrant. Die Form losgelöst von dem Schriftbild zu sehen, bleibt ein unmögliches Unterfangen.

Wie würde wohl ein Betrachter das Objekt erfahren und beschreiben, der niemals zuvor mit lateinischen Schriftzeichen in Berührung gekommen ist?

Juni 2016

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