Christian Jasper

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Die vierte Wand

Die vierte Wand bezeichnet üblicherweise die unsichtbare Trennung zwischen Bühne und Zuschauerraum, Darbietung und Publikum, sowohl im Theater wie im Kino. Der Blick des Publikums auf die Bühne und Szene bei einer klassischen „Guckkasten“-bühne ist unverstellt. Im Theater ist es die Szenerie auf der Bühne, im Film das Projektionsbild, das mittels Kameraausschnitt gezeigt wird. Der Bühnenausschnitt zwischen Publikum und Bühne wird durch das Proszenarium im Theater begrenzt, vergleichbar dem Bildformat beim Film und in der Fotografie. Die Szene und Handlung spielt sich meistens, aber nicht ausschließlich, innerhalb dieses Rahmens ab. Als Betrachter akzeptieren wir für gewöhnlich diese Begrenzung und die meiste Zeit sind wir uns, während wir der dargebotenen Handlung folgen, dieser Grenze nicht bewusst. Erst mit Hilfe einer theatralischen Wendung, der Trope: die vierte Wand zu durchbrechen, z.B. wenn sich ein Darsteller direkt ans Publikum wendet, wird die Bühne, respektive die Projektionsfläche im Kino als Illusionsraum kenntlich gemacht. Durch diesen Kunstgriff, Die vierte Wand zu durchbrechen, erfahren wir die Verschränkung des Illusionsraums mit dem uns umgebenen, realen Raum. Wir bemerken die Grenze und Trennung zwischen Bühne und Zuschauerraum, Projektionsfläche und Kinosaal.

Die räumliche Intervention „Die vierte Wand“ war ein Vorschlag für eine ortsbezogene Arbeit. Vor einer vorhandenen Wand sollte eine zweite Trockenbauwand, mit Zwischenraum zur bereits existierenden Mauer, aufgebaut werden. Der Herstellungsprozess wäre als Videoaufnahme dokumentiert worden. Der Ausstellungsbesucher hätte vor Ort einen applizierten Schriftzug mit einer Internetadresse auf der weiß gestrichenen Wand gelesen. Über den angegebenen Internetlink wäre man zu der Videodokumentation gelangt. Die sachlich-nüchterne Präsentation erführe somit einen dokumentarischen Aspekt der bereits stattgefundenen Handlung. (nicht realisiert)

Die hier veröffentlichen Fotos geben einen Atelieraufbau wieder.

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