Christian Jasper

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Proof

Der Titel legt eine Lesart nahe, die sich auf ein Testverfahren bezieht, den Probeabzug in den Printmedien vor dem tatsächlichen Druck. Wie lässt sich „Proof” als Titel einer Skulpturengruppe, die sich an einem filmszenischen Vorbild orientiert, verstehen? Ein Test für wen und für was? Eine bloß sprachlich-logische Lesart würde die Vielfalt der möglichen Seh- und Erfahrungsakte beschränken. Dennoch führt der Titel auf eine Fährte, der der Betrachter folgen kann…

Die Motivvielfalt entspricht sehr verschiedenen Erfahrungsmöglichkeiten, die sich auch in der Wahl der verwendeten Medien äußern. Bei aller Festlegung auf ein Motiv – hier die grausame Bedrohung durch einen Serienmörder, die innerhalb einer Dreierkonstellation zu einer ausweglosen Eskalation führt – bewegt mich die Grenze der Darstellbarkeit innerhalb des jeweiligen Mediums. „Proof” ist auch der Test für einen jeden selbst, wie weit er den evozierten Phantasien folgen mag. Setzt er sich ihnen bis zum Horror aus, so konfrontiert „Proof” ihn mit den eigenen, oft kulturell verstellten Abgründen, Aggressionspotentialen, Atavismen. „Proof” bietet aber auch die Chance, sich eben jener Vielfältigkeit des Ichs zu stellen und neue Möglichkeiten zu prüfen, in diesem Fall, sich eigene und neue Erzählmöglichkeiten der hier vorgefundenen Dreier-Szene nach „Seven” zu erschließen.

 

Portrait Gwyneth Paltrow

Ein handelsüblicher Versandkarton mit Etiketten, die zur Vorsicht mahnen: Fragile, Please Handle with Care. Kleingedruckt der Titel der Arbeit: „Portrait Gwyneth Paltrow” sowie eine Auflistung verschiedener Materialien, u.a. Plastilin, und das Entstehungsjahr 2001. Zur Ansicht bietet sich dem Betrachter die „Verpackung”, sie wird hier Bestandteil des Portraits. Die Referenz an die filmische Vorlage, „Seven” von David Fincher, lässt erschaudern. So müsste sich in dem Karton, dem cineastischen Vorbild folgend, ein vom Leib getrennter Kopf befinden. Dieses Horroszenario findet jedoch allein im Kopf des Betrachters statt, wenn er der Arbeit selbst nicht Gewalt antut, sie nicht öffnet und somit zerstört. Beachtet man die Versandhinweise, erkennt man im Adressaten wie auch im Absender den Künstler in Personalunion, der sich in jeweils eine der Filmrollen begibt.

 

 

Von

John Doe
c.o. Christian Jasper
Birkerstr.7
80636 München

An Galerie Schneiderei
z. H. Inspektor Mills
Gereonswall 8
50688 Köln
Entgegengenommen durch
Inspektor Somerset
(Christian Jasper)

  

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